Donnerstag, 27. November 2008

Schlechter Geschmack?

Das Label Hazelwood hat sich über die Berichterstattung des Vice Magazins beschwert. Soweit so gut. Es kommt immer wieder vor, dass Plattenlabels ihre Künstler in ein schlechtes Licht gerückt sehen und deshalb die Keule rausholen. Nun ist aber offenbar jemand zu weit gegangen.
Der Stein des Anstoßes ist folgende Textzeile aus dem Vice Magazin:
"Es gibt Gerüchte, dass The Audience live "echt spannend" sein sollen. Kann sein, aber das trifft auf eine ganze Menge Sachen zu. Fehlgeburten sind live bestimmt auch "echt spannend". Fehlgeburten aufzunehmen, auf CD zu pressen und seinen Namen auf dem Cover zu verewigen ist trotzdem, ums freundlich zu formulieren: Dreck."
Die Retour der Hazelwood-Leute folgte nun mittels eines verdammt großen Mailverteilers (angeblich ca. 2.000 Journalisten und weitere ca. 15.000 Abonnenten von Hazelwood-Post, öffentliche Organe und Werbekunden des Vice) und deutlichen Worten:
"Dafür, dass hier tatsächlich aus der aktuellen Online-Ausgabe des Vice Magazins und nicht etwa aus Der Stürmer zitiert wurde, sollten sich die verantwortlichen Redakteure in Grund und Boden schämen und etwaige Anzeigenkunden sollten sich überlegen, ob diese Hetzblatt-Demagogie wirklich zielgruppenaffin ist. Betroffene gehören sicher nicht zur selben. Zumindest führt die an Ethik, Moral und Verstand kaum zu unterbietende Tirade des Schmierfinken, der sich hinter dem spätpubertären Pseudonym "Dr. Acidhaus" versteckt, den Beweis, dass man heutzutage anscheinend auch als Journalist Anstellung findet, wenn man nur infam genug und das Niveau des Blattes nur bescheiden genug ist."
Über Sinn und Unsinn darf gestritten werden, z.B. im Forum der rotenraupe.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

hallo notizblock!

zunächst danke, dass ihr unser scharmützel hier verfolgt und kommentiert.

natürlich habt ihr ganz recht, der stoizismus ist dem "label für den toleranten stoiker" ob der angelegenheit irgendwie abhanden gekommen! und toleranz hat das gehetze sicher nicht verdient. das problem an der sache ist, dass wir hier jenseits aller corporate-überlegungen angefasst sind. hier geht es weder um selbstdarstellung, noch um promotion. hier geht es nicht einmal um the audience. auch sind wir nicht so simpel, dass wir nicht darum wüssten, dass wir uns gerade zu erfüllungsgehilfen eines perfiden pr-prinzips machen. noch lacht der dr. arschhaus sich ins fäustchen. er hat erreicht, was er wollte. aber er kennt die toleranten stoiker nicht gut genug, irgendwann wird das kippen. wir werden uns festbeissen, bis der mann in seinem speichel schwimmt. versprochen! was ist die alternative?! schweigen? wie lange? bis "spasti-mongos" ? oder ist die grenze bei "zigeunerkapelle"? wo ist eure?! und was dann?! lauter schweigen? nase rümpfen? cool bleiben?

nee, wir machen jetzt reinen tisch. und wisst ihr warum?! ich will versuchen, es euch zu erklären:

egal wie oft ihr es lest oder interpretiert, da steht: die jungs von the audience sind fehlgeburten und fehlgeburten sind live spannend aber auf platte gepresst sind fehlgeburten dreck. kennt ihr jemanden, der mal eine hatte? hier geht es, wie gesagt, gar nicht um the audience, sondern um die konnotation von fehlgeburt.

eine frau, die eine fehlgeburt hat, muss sich dafür schämen. eine fehlgeburt ist nämlich nicht etwa ein schicksalsschlag, sondern ein makel. eine fehlgeburt ist "dreck". das ist faschistoide, perfide nazi-terminologie.verdrehter darwinismus, der das starke, lebensfähige, kraftstrotzende als das gute, lebenswerte erachtet und alles behinderte, schwache als "unwertes" leben betrachtet. eben als dreck.

klar ist es zudem verwerflich, nette junge menschen, die musik machen (und im übrigen ein wahnsinnig tolles album aufgenommen haben, sagen 99% der medien) als fehlgeburten zu bezeichnen, aber das haken wir ab unter geschmacklos. dafür gehört dem mann von den jungs höchstselbst auf die fresse gehauen. so was kann man wirklich darwinistisch lösen. das schickt uns nicht auf die palme.

schlecht = fehlgeburt

the audience = fehlgeburt

fehlgeburt = dreck

so lautet die dumpfe assoziationskette. dass der mann eher blöd als rechts ist, ist uns klar. das tröstet aber nicht, weil er der gesinnung ob wissentlich oder unwissentlich, in die karten spielt. journalismus bedeutet verantwortung. und da lassen wir uns auch nicht auf ein zynisches "geht doch eh alles den spätkapitalistischen endzeit-bach runter" ein.

das resultat ist, dass frauen, die eine fehlgeburt haben, sich schämen und es niemanden erzählen, es in sich reinfressen, anstatt trost zu suchen, weil das fehlgebären eine schwäche ist. ein makel. das ist schon jetzt realität. das hängt noch nach von damals.

was ist eigentlich mit: "die platte klingt echt behindert"? ...oder "die jungs sind echte mongos" ?!

wo ist die grenze? das muss am ende jeder selbst entscheiden. wir sind nicht empfindlich, aber unsere ist erreicht.

wenn das der plan des vice magazine ist, haben sie vorerst gewonnen. aber wir werden sie dafür bezahlen lassen. denn eine qualität des stoikers ist, dass, wenn er sich mal aufregt, er mitunter eine beängstigende beharrlichkeit beim zurückschlagen an den tag legt.

in diesem sinne,
hazelwood