Dienstag, 17. April 2007

Eintracht Frankfurt - der Graubereich der Liga

Antwort auf den Bundesliga-Kommentar von Peter Ahrens: „Eintracht Frankfurt - der Graubereich der Liga (SPIEGEL online 14. April 2007, http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,477266,00.html)"

Lieber Peter Ahrens,
mir scheint es fast so, dass insbesondere Anhänger der Mannschaften Borussia Mönchengladbach und (immer mal wieder) des 1.FC Köln versuchen ihre in den letzten Jahren oft von Tristesse geprägten Teams mit Vergleichen zu angeblich schwachen, trüben, grauen, langweiligen Mannschaften der restlichen Bundesliga schön zu färben.
Die Gladbacher, mit Verlaub und unter Berücksichtigung all ihrer grossen Verdienste für den deutschen Fussball, spielen seit Jahren schwachen Fussball mit einer weitgehend farblosen Mannschaft. Anspruch und Wirklichkeit sind hier sehr weit auseinander. Ich erinnere mich noch an ein Statement von einem ehemaligen Sportdirektor der Borussia, der im DSF "Platz neun" als Saisonziel ausgab. Mittlerweile stehen sie völlig zu recht am Ende der Tabelle und sind grauer als grau.
Wenn man der Eintracht aus Frankfurt und ihrem Trainer Funkel etwas vorwerfen möchte, dann kann man ihnen sicher nachsagen, dass sie in der zweiten Saisonhälfte nichts "Erfrischendes" in den Bundesligaalltag eingebracht haben.
Ihnen oder dem Umfeld überhöhte Ansprüche vorzuwerfen ist völlig überzogen und schlichtweg falsch. Dass Umfeld der Eintracht ist weitgehend ruhig (zumindest nicht unruhiger als bei anderen Clubs) und die Fans zeigen Woche für Woche, wie sehr sie sich mit dem Team und der von Bruchhagen und Funkel auferlegten Bescheidenheit identifizieren. Was ist eigentlich mit den Ansprüchen in Hamburg, Dortmund und Berlin?
Ein beliebtes Argument in Richtung Frankfurt ist immer wieder jenes der Finanzen. Die Eintracht kommt zweifelsohne aus einer Finanzmetropole, was allerdings nicht unbedingt bedeuten muss, dass sie deshalb mit unzähligen Millionen gesegnet ist. In Mönchengladbach, Hamburg, Dortmund oder beim Zweitligisten Köln wurde viel Geld ausgegeben, in meist erfolglose Kader. Wobei insbesondere die niederrheinische Provinzstadt Mönchengladbach nicht zur Finanzelite des Landes zählt. Ein anderes Beispiel welches belegt, dass diese Argumentation schlichtweg zu kurz gedacht ist, findet sich in Stuttgart beim dort ansässigen VFB. Die Stadt strotzt nur so vor Wirtschaftskraft, der VFB hingegen ist bescheiden und spickt sich nicht mit Stars a la van der Vaart, Makaay oder van Bommel, er setzt auf die eigene Jugendarbeit.
Das die Frankfurter in der Republik unbeliebter als der spassige Underdog aus Mainz sind, mit ihrem allseits beliebten "Erfolgstrainer" Klopp, mag noch einleuchten, dass man sie in eine Reihe mit Bielefeld, Wolfsburg und Bochum (allesamt beliebte graue Mäuse der Liga) stellt, ist nicht ganz fair.
Das nun bereits fünf Spieltage vor Schluss alles entschieden sein soll, ist eine gewagte These. Fakt ist, dass die Bundesliga erst seit dem 29. Spieltag mehr Klarheit aufweist. So zu tun, als ob es jedes Jahr einen Abstiegskampf der halben Bundesliga gibt, ist verfehlt, ebenso wie die ständige "Konzeptfaselei". Der deutsche Fussball hat seit Jahren ein Problem in der Grundausrichtung, insbesondere im taktischen Bereich. Dies betrifft allerdings nicht nur Mannschaften aus dem Bundesligamittelmass oder gar vom Tabellenende, sondern auch die deutschen Vorzeigevereine, wie am Beispiel der Münchner in der Champions League 2007 deutlich sichtbar wurde.
Viele Grüsse